HOAI Novelle - Aus für Baukultur und auskömmliche Architekten-Honorare?

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*Was lange währt wird endlich gut?*

Seit 1976 regelt die HOAI (Honorarordnung für Architekten und Ingenieure) gesetzlich und verbindlich die Honorierung von Architekten- und Ingenieurleistungen. Dabei hat sie sich als handhabbares Instrument erwiesen, das die Interessenlagen von Auftraggebern und Auftragnehmern ausgewogen berücksichtigt. Verbraucherschutz, Entscheidungs- und Kostensicherheit auf Seiten der Bauherren, treuhänderische Verantwortung, Rechtschutz und gesicherte Existenzgrundlage auf Seiten der Architekten sowie die Förderung der Baukultur zugunsten der Allgemeinheit sprechen für die Honararordnung. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

In der ursprünglichen Zielsetzung der vom Bundesrat 1995 beauftragten Überarbeitung der HOAI waren sich seinerzeit noch alle beteiligten Akteure einig: Erreicht werden sollten höhere Transparenz, die Aufnahme sinnvoller Anreize zur Senkung der Planungs- und Baukosten und die weitestgehende Abkopplung der Honorare von den anrechenbaren Kosten.

An konkreten, von interdisziplinären Gremien und Gutachtern erarbeiteten Vorschlägen hat es nicht gefehlt: Seit Ende 2002 liegt das vom Bundeswirtschaftministerium (BMWi) in Auftrag gegebene Gutachten "Statusbericht 2000 plus - Architekten und Ingenieure" vor (siehe unten). Zuletzt hatte eine von 14.133 Mitunterzeichnern unterstützte Petition von Dipl.-Ing. (FH) Heinrich Lorenz aus Thüringen an den Petitionsausschuss des Bundestages eine zügige Umsetzung gefordert (siehe unten). Nachdem eine zwischenzeitlich ins Gespräch gebrachte Abschaffung der HOAI vom Tisch war, hätten die konstruktiven Vorschläge dieser Kommision in die HOAI-Novelle einfließen können.

Dem ist leider nicht so. Die Bundesregierung ist nämlich nach nunmehr 13 Jahren dem Auftrag des Bundesrates nachgekommen und hat einen Referentenentwurf zur Neufassung vorgelegt, der nach Ansicht der Verbände alle Erwartungen - im negativen Sinne - übertrifft. Von "Kahlschlag" ist die Rede, die Vorschläge der Gutachter finden sich im vorgelegten Entwurf kaum wieder. Gravierendste Änderungen sind die Absenkung der Tafelendwerte - um bis zu 80% -, die Deregulierung der Beratungsleistungen, der Wegfall von Leistungsphasen und die Abkoppelung der Honorare von der Bausumme durch die Einführung des Baukostenvereinbarungsmodells.

In einem gemeinsamen, offenen Brief aller 14 Berufsfachverbände an den Bundesminister für Wirtschaft und Technologie Michael Glos und den Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Wolfgang Tiefensee wird der vorgelegte Entwurf deshalb zu Recht massiv kritisiert (siehe unten).

Was lange währt wird endlich gut? Mitnichten!

Am Mittwoch, den 9. April 2008, findet von 10:00 Uhr bis 13:00 Uhr im Hörsaal des BMWi, Eingang Scharnhorststraße 37, 10115 Berlin eine öffentliche Anhörung zum Referentenentwurf statt. Alle betroffenen Verbände haben zum Protest aufgerufen.

Martin Schnitzer

Im folgenden haben wir weitere Informationen, Materialien und Stellungnahmen zusammengestellt:


Bundesarchitektenkammer
Bundesgemeinschaft der Architektenkammern, Körperschaften des Öffentlichen Rechts e.V.
www.bak.deBundesingenieurkammer
www.bingk.de

AHO Ausschuss der Verbände und Kammern der Ingenieure und Architekten für die Honorarordnung e.V.
www.aho.de

19. März 2008
Offener Brief an die Bundesminister Glos und Tiefensee

Unterzeichnet von den Vorsitzenden der 14 Berufsverbände:

  • Ing. Ernst Ebert Prof., Vorstandsvorsitzender des AHO
  • Prof. Arno Sighart Schmid, Präsident der BAK
  • Dr.-Ing. Karl Heinrich Schwinn, Präsident der BIngK
  • Dipl.-Ing. Michael Frielinghaus, Präsident des BDA
  • Dipl.-Ing. Hans Georg Wagner, Präsident des BDB
  • Prof. Dipl.-Ing. Rudolf Schricker, Präsident des BDIA
  • Dipl.-Ing. Andrea Gebhard, Präsidentin des BDLA
  • Dr. med. Ulrich Oesingmann, Präsident des BfB
  • Dipl.-Ing. Michael Stein, Präsident des SRL
  • Dr. Ing. Volker Cornelius, Präsident des VBI
  • Dipl.-Ing. Matthias Irmscher, Präsident der VFA
  • Dr.-Ing. Hans-Peter Andrä, Präsident des BVPI
  • Dipl.-Ing. Volkmar Teetzmann, Präsident des BDVI
  • Dipl.-Ing. Roland R. Vogel, Präsident BVS

"... Der vom Bundeswirtschaftsministerium vorgelegte Entwurf ist im Ergebnis mittelstandsfeindlich, in der Praxis untauglich und bedarf der grundlegenden Überarbeitung. Für Auftraggeber und Auftragnehmer ist der jetzige Entwurf keine Lösung ..."


Bund Deutscher Architekten BDA
www.bda-architekten.de4. März 2008
Novellierungsentwurf für Honorarordnung unzureichend

"... Aus Sicht des BDA ist der vorgelegte Referentenentwurf der HOAI daher unübersichtlich, inhaltlich unvollständig und nicht ausgereift. Er bedarf der intensiven Diskussion und Überarbeitung ..."


Statusbericht 2000 plus - Architekten und Ingenieure
Öffentliche Petition: Preisrecht - Honorarordnung für Architekten und Ingenieure6. Verordnung zur Änderung der HOAI - Entwurf
6. Verordnung zur Änderung der HOAI - Bekannmachung
6. Verordnung zur Änderung der HOAI - Begründung

Foto: www.architekturzukunft.de

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