Detail-Kongress: Prozessmarketing für Architekten

Am 27. Januar 2006 fand im Internationalen Congress Center München (ICM) der Detail-Kongress "Prozessmarketing für Architekten" statt. Für Detail war es ein Novum, eine inhaltlich nicht am konstruktiven Baudetail orientierte Veranstaltung auszurichten. Das Engagement hat sich gelohnt: 20 Referenten und über 200 Besucher machten den Kongress zu einem vollen Erfolg.

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Planen und Bauen – das Entstehen von Architektur ist ein Prozess. Viele unterschiedliche Interessen treffen währenddessen zusammen und müssen, zumeist vom Architekten koordiniert werden. Für ihn ist es dabei wichtig, auch die eigenen Interessen nicht aus den Augen zu verlieren und sich während des gesamten Planungsprozesses entsprechend zu positionieren. Ein solches Marketing in eigener Sache ist für viele Architekten jedoch keine einfache Sache. Sie wird an den Universitäten nicht gelehrt und im turbulenten Arbeitsalltag fehlt meist die Zeit und vielleicht auch die Motivation sich damit zu beschäftigen.

Die Referate orientierten sich an den einzelnen Leistungsphasen des Planungsprozesses und zeigten die möglichen und denkbaren Wege der Selbstvermarktung auf. Sie sollten Anstoß geben, die eigene Position zu überdenken und ein ganzheitliches Marketing anzupacken. Den Einstieg in das Thema sowie die gesamte Moderation des Kongresse lieferte Jan R. Krause, Professor für Architektur und Media Management (amm) an der FH Bochum. amm trat neben den Sponsorpartnern BAU 2007, Velux, Hochtief, Adobe und Vola als Mitveranstalter auf.

Der erste Vortragsblock stand unter dem Motto "Neue Wege zu neuen Aufträgen" und beschäftigte sich mit dem Thema Akquise. Wolfgang Ott, Schahryar Essari und Rolf Reichert zeigten auf, wie sich durch Spezialisierung auf neue Arbeitsfelder Aufträge generieren lassen. Hier gilt es seine Stärken und Interessen zu bündeln und auch einmal neue Wege einzuschlagen – ob als Partner der Industrie im Bereich Produktentwicklung, als eigener Investor oder Projektentwickler im Ausland.

Im nächsten Block ging es um das nicht immer einfache Verhältnis zwischen Bauherr und Architekt. Kommunikation ist gerade im Umgang mit einem privaten Bauherrn die Grundlage guter Zusammenarbeit, wie der Beitrag von Bauherrenberater Thomas Pennigh aufzeigte. Doch auch wenn Bauherr und Nutzer in der Planungsphase noch nicht bekannt sind, gibt es Möglichkeiten sich als Architekt in den Vermarktungsprozess aktiv miteinzubringen. Das Beispiel der Münchner "HighLightTowers" machte dies aus Sicht des Investors, der KanAm International GmbH, vertreten durch Andreas Büttner, deutlich.

Den Abschluss des Vormittagsprogramms bildete der Vortrag von Stadtbaumeister Rudolf Müller-Tribbensee – ein Wegweiser für den langen und oft auch undurchsichtigen Weg durch die Behörden bis zur Baugenehmigung.

Nach der Mittagspause, die bereits eine erste Möglichkeit zum gemeinsamen Netzwerken bot, ging es mit dem Thema Qualitätssicherung weiter. Sehr unterhaltsam stellte der Frankfurter Architekt Stefan Forster sein Konzept für eine kosten- und terminsichere Planung vor. Neben der architektonischen Qualität sind sie die wichtigsten Parameter, die für den Bauherrn ein gelungenes Projekt ausmachen. Hilfreich kann in diesem Zusammenhang auch eine präzise Vertragsgestaltung sein, wie der Vortrag von Hannes Fiala, Betonmarketing Süd GmbH, aufzeigte.

Das Thema Partnerschaften stand auch im Nachmittagsprogramm noch einmal im Mittelpunkt. Besonders beeindruckend war in diesem Zusammenhang das Plädoyer von Johannes Berscheider für ein faires und effektives Miteinander mit den ausführenden Handwerksbetrieben. Interessant und kontrastierend dazu bot aber auch die sich anschließende Podiumsdiskussion zum Thema Sicherheitshochhaus mit Michael Zimmermann, KSP Engel und Zimmermann, Gabriele Wilems und Christoph Breimann, Hochtief, Anregungen für ein verstärktes Miteinander von Architekt und Industrie.

Unter dem Motto "Architekten können nicht alles!" und "Architekten können vieles" schlossen sich zwei Referate von Dr. Martin Kleibrink und Stefan Kessen zum Thema Prozess-Steuerung und Mediation an. Denn trotz Kommunikation und Teamwillen bietet ein Bauprozess immer auch ein hohes Konfliktpotenzial und damit neue Betätigungsfelder für Architekten – zum Beispiel als Projektmanager oder Mediator.

Den Abschluss des Vortragsprogramms bildete der fast schon klassische Bereich der Werbung und Öffentlichkeitsarbeit für Architekten. Noch immer ist das inzwischen nicht mehr geltende Werbeverbot der freien Berufe in den Köpfen der Architekten verankert. Damit aufzuräumen und kreative Werbemöglichkeiten aufzuzeigen war Inhalt des Beitrags von Fabian Blomeyer von der Bayerischen Architektenkammer. Daneben bietet der große Bereich von PR und Öffentlichkeitsarbeit Potenziale sich am Markt zu positionieren. Unterschiedliche Positionen hierzu vermittelten Christoph Wiedemann, Süddeutschen Zeitung, Thomas Greiser, Velux und Edgar Haupt, Coach und Autor des Buches "Marketing und Kommunikation für Architekten".

Im Anschluss hatten die Teilnehmer erneut die Gelegenheit Kontakte untereinander, zu den Referenten und den Sponsoren zu knüpfen, welche auch rege genutzt wurde. Das durchweg positive Feedback auf die Veranstaltung wird für Detail als Auftrag verstanden, das Thema in entsprechenden Folgeveranstaltungen zu vertiefen und fortzuführen.

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